Anamnese (ανάμνησις anámnêsis „Erinnerung“) ist ein Wort, das aus dem Griechischen stammt. Es bedeutet „Wieder-Erinnerung“ und beinhaltet in der Medizin die Krankengeschichte. Bei diesem intensiven Gespräch bereden wir ausführlich alles über Ihre Krankengeschichte.
In der Homöopathie und bei der Akupunktur gilt das Erforschen der Krankheitszeichen in besonderem Maße, weil die genaue Beschreibung der Beschwerden und all ihrer Einzelheiten zur korrekten individuellen Arzneimittelwahl führt und damit zu einer erfolgreichen Therapie.
Was sind Symptome in der Anamnese?
Symptome sind Krankheitszeichen und beschreiben jede Veränderung im Befinden eines Menschen im Zusammenhang mit dem Ausbruch oder im Verlauf einer Erkrankung. In der Regel ist damit das Auftreten von Beschwerden zu verstehen – es kann aber auch etwas verschwinden. Ein Beispiel wäre, dass jemand ständig kalte Füße hat und das nicht der Fall ist, wenn Kopfschmerzen auftreten.
Jede Erkrankung des Menschen entsteht nach Samuel Hahnemann durch eine Verstimmung oder Schwächung der Lebenskraft. Was wir Menschen als Erkrankung wahrnehmen, sind die sicht- und spürbaren Auswirkungen dieser Verstimmung der Lebenskraft, eben die Krankheitszeichen oder Symptome.
Andererseits bilden die Symptome in ihrer Gesamtheit und Individualität genau ab, wie die Lebenskraft dieses Menschen verstimmt ist und zeigen dadurch an, welches Mittel diesem Patienten helfen kann.
Welche Symptome sind in der Anamnese wichtig?
Zur Behandlung einer Erkrankung sind die Symptome wichtig, die zu dieser Erkrankung gehören. Hier muss man klar unterscheiden zwischen
- akuten Erkrankungen, die unabhängig von anderen Problemen auftreten
- chronischen Erkrankungen, die sich in vielfältiger Weise äußern können
Die Bedeutung dieser Unterscheidung liegt darin, dass zur Behandlung einer akuten Erkrankung nur die dazu gehörigen Symptome und ihre Ursache wichtig sind.
Chronische Erkrankungen erfordern eine sehr umfangreiche komplexe Fallaufnahme.
Alle individuellen Besonderheiten der Beschwerden und jedes einzelne Symptom werden so exakt wie möglich im gemeinsamen Gespräch erfasst und beschrieben.
Jedes Symptom setzt sich im Prinzip aus verschiedenen Anteilen zusammen:
Ort: Wo ist die Beschwerde lokalisiert?
Empfindung: Wie fühlt sich die Beschwerde an?
Modalitäten: Welche Faktoren beeinflussen die Beschwerde?
Die Erfahrung zeigt: Ort und Empfindung können in der Regel gut wiedergegeben werden, dies gilt nicht unbedingt für die Modalitäten. Das liegt wohl daran, dass man in der herkömmlichen Medizin darauf nicht achtet und dementsprechend das Bewusstsein der meisten Patienten nicht auf solche Feinheiten trainiert ist. Da sie aber in der Homöopathie besonders wichtig sind, sollten Sie als Patient lernen, darauf zu achten.
Was sind Modalitäten in der Anamnese?
Unter Modalitäten verstehen wir alle Faktoren, die eine Beschwerde in irgendeiner Weise beeinflussen. Um Ihnen eine Vorstellung davon zu geben, worauf man achten kann, sind hier einige Leitlinien aufgelistet.
Allgemeines | Welche Faktoren rufen die Beschwerde hervor? Welche Faktoren verschlechtern die Beschwerde? Welche Faktoren lindern/bessern die Beschwerde? (mögliche Faktoren: Lage/-veränderung, Druck, Bewegung, Wetter, Temperatur, Aufenthaltsort, Anwendungen, Essen/Trinken, Tätigkeiten, Schlaf, Emotionen, Licht, Geräusche, Gerüche, Menstruation … oder jede andere Bedingung, die im Zusammenhang mit der Beschwerde beobachtet werden kann) |
die Zeit | Wann tritt die Beschwerde auf? Wann ist sie am stärksten? Gibt es einen zeitlichen Rhythmus? |
den Ort | Wie ist die Erstreckung/Ausstrahlung der Beschwerde? Welche Seite ist ggf. betroffen? Wechselt das? |
andere Beschwerden | Treten im Zusammenhang mit der Beschwerde regelmäßig auch andere Beschwerden auf? Oder wechselt die Beschwerde mit anderen Beschwerden ab? |
Eigentümlichkeiten | Weist Ihre Beschwerde Merkmale auf, die gemessen an dem, was logisch wäre oder man erwarten würde, ungewöhnlich oder widersprüchlich erscheinen? Ein Beispiel: Schmerzen im Hals beim Leerschlucken, nicht beim Schlucken fester Speisen |
Charakteristika | Gibt es mehrere unterschiedliche und unabhängige Symptome an einem Ort oder einem Organ? Gibt es an verschiedenen Stellen Symptome mit der gleichen Empfindung oder einer übereinstimmenden Modalität? |
Wie erfolgt eine Anamnese?
Bei der systematischen Anamnese gehen wir durch den ganzen Körper nach dem Kopf-zu-Fuß-Schema und berücksichtigen auch chronologische (wann trat was auf?) und biographische (welche Erkrankungen sind im familiären Umfeld bekannt?) Faktoren. Immer wird die körperliche, seelische und geistige Verfassung mit einbezogen.
Informationen über alle medizinischen Maßnahmen im Laufe Ihres Lebens und insbesondere die im Zusammenhang mit der zu behandelnden Erkrankung durchgeführten wurden können wichtig sein. Bitte bringen Sie entsprechende Unterlagen (Befunde, Arztbriefe, Impfpass, Liste einzunehmender Medikamente, bei Kindern U-Hefte) zum Erstgespräch für eine ausführliche Anamnese mit. So mancher Patient, der noch nie mit der Homöopathie Berührung hatte, ist über die Vielzahl von Fragen und die Ausführlichkeit der wichtigen Themen und Bereiche überrascht. Nicht selten ergeben sich Widerstände seitens des Patienten, Dinge von sich preiszugeben oder diese für wichtig zu nehmen.
In der homöopathischen Anamnese stehen Sie als ganzer Mensch im Mittelpunkt und dürfen mir alles anvertrauen. Seien Sie versichert: alle Informationen, die ich von Ihnen erhalte, sind vertraulich und werden mit größter Verschwiegenheit behandelt. Auch Einzelheiten, die Ihrer Ansicht nach ein schlechtes Licht auf Sie werfen könnten, dürfen sie ruhig preisgeben. Abgesehen davon, dass diese Dinge im allgemeinen objektiv betrachtet meist gar nicht so schlimm sind, wie Sie meinen, dienen sie lediglich dazu, Ihre Individualität genau zu erfassen. Ihre Offenheit schafft die Voraussetzung für Heilung.